Quellenangabe: Münchner Merkur Süd vom 23.11.2024
Autor: Marc Schreib, Foto © brouczek
Aus dem großen Wurf, die Grünwalder Ortsmitte grundlegend neu zu gestalten, wird erst einmal nichts. Der Gemeinderat hat mehrheitlich entschieden, nur das Nötigste umzusetzen. Finanzielle Gründe hat das nicht.
Grünwald – Auf den Tag genau nach fünf Jahren hat der Grünwalder Gemeinderat den eigenen Beschluss aufgehoben, die Bürger an der Neugestaltung der Ortsmitte im Gebiet von Marktplatz und Rathausstraße zu beteiligen. Für die kleineren Fraktionen kam diese Entscheidung wie eine Provokation, genauso wie die aktuelle Planungsvorstellung des Büros Färber. Aus Sicht der CSU ist das Vorgehen dagegen schlichtweg konsequent: Priorität habe schließlich der Erhalt der Parkplätze in dem Bereich, ohne die der Einzelhandel vor Ort Kunden einbüßen würde.
Nur das wird nun erneuert
Was die Grünwalder nun erwarten dürfen: Nachdem in den vergangenen Monaten die Asphaltdecke durch Verlegung von Fernwärme sehr stark in Mitleidenschaft gezogen war, bekommt der Umgriff eine ordentliche Fahrbahn- und Gehwegdecke. Auf der Strecke vor dem Alten Wirt bis zur Abzweigung der Rathausstraße sollen Platten verlegt werden. Wie genau sie aussehen werden, dazu unterbreitet das Architekturbüro noch Vorschläge. Außerdem soll der Untergrund für die Parkplätze wasserdurchlässig sein, um die Versiegelung ein wenig aufzulockern. Der Niveauunterschied vor dem Vinzenzmurr wird ausgeglichen und die Stufe an der Stelle weggenommen. Das soll vor allem für ältere Menschen mit Rollator, Hotelgäste mit Rollkoffern oder für Eltern mit Kinderwagen eine Erleichterung bieten.
Grüne: Vom großen Wurf nichts übrig
„Ist denn schon der 1. April?“ Ingrid Reinhart-Meier (Grüne) wollte zunächst gar nicht wahrhaben, was da in den Plänen abzulesen war, die sie kurz vor der Sitzung zugesandt bekommen hatte. Vom großen Wurf war aus ihrer Sicht nichts mehr übrig, wo doch nach dem Büro Finsterwalder weitere vier Stadtplaner beauftragt worden waren und ihre Vorstellungen niedergelegt hatten. Jeder von ihnen erhielt eine Summe von 25 000 Euro. Reinhart-Meier erachtet viele Beiträge der vergangenen Jahre als diskussionswürdig: Die Verbesserung der Situation für Radfahrer nennt sie als tragendes Beispiel. Alles sei mit der nun beschlossenen Verkehrsplanung obsolet.
SPD von Entwurf enttäuscht
Für Achim Zeppenfeld (SPD) ist der Entwurf enttäuschend. Eine Umgestaltung oder Verschönerung ist seines Erachtens etwas anderes – jetzt handele es nur eine Instandsetzung des Ist-Zustands. Er hätte erwartet, dass die Beläge hochwertiger ausgeführt werden. Wenigstens habe man sich auf Pflaster auf dem Abschnitt vor dem Alten Wirt verständigt.
PBG: Neugestaltung nicht erkennbar
Grün rein, Auflockerungen, Verbesserung der Aufenthaltsqualität, was ist damit? Bis auf eine Nivellierung von Randsteinen und Gehwegen kann Oliver Schmidt (PBG) überhaupt keine Neugestaltung erkennen, die doch das Ziel aller Fraktionen gewesen sein sollte. Er moniert, dass überhaupt nichts von dem übernommen wurde, was an Vorschlägen der Architekten auf dem Tisch lag.
CSU: Parkplätze statt Schnickschnack
In der Ortsmitte soll man sich wohlfühlen. Das ist aus Sicht der CSU auch möglich, wenn der Erhalt möglichst aller Parkplätze eine unabdingbare Voraussetzung bleibt. Von diesem Pfad ist man auch in der jüngsten Sitzung nicht abgewichen. „Im Moment sieht es dort fürchterlich aus“, gibt Zweiter Bürgermeister Stephan Weidenbach gegenüber dem Münchner Merkur zu. Schließlich sei hier vor kurzem die Geothermie eingebaut worden. Eine Notwendigkeit zum Handeln sehe man sehr wohl. Von Brunnen, Bächlein und anderem Schnickschnack habe man sich allerdings verabschieden müssen, „denn wir haben hier Gewerbe, das sich um den Marktplatz herum konzentriert“, so Weidenbach. Neben dem Einzelhandel dürfe man auch die vielen Ärzte nicht vergessen, die auf Parkplätze angewiesen seien.
Sind die Änderungen am Marktplatz vorgenommen, kann sich Weidenbach auch gut vorstellen, zum Aufhübschen, ähnlich wie im Luitpoldweg, Blumenkästen aufzustellen. Blumenrabatten dagegen seien keine gute Idee. Davor warnte Bürgermeister Jan Neusiedl, weil sie bekanntermaßen als Hundetoiletten genutzt würden.
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