Taten statt Signalwirkung

Münchner Merkur – Süd vom 05.03.2021, Seite 32

Grünwald – Das Klima beim vielen Lüften im Hubertus-Lindner-Saal war frisch und angenehm. Thema im Gemeinderat war aber nicht dieses mikroklimatische Ereignis, sondern das weltumspannende Phänomen des Klimawandels, seiner philosophischen Grundlagen und was man vor Ort unternehmen kann. Aus Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) sprudelten die einzelnen Maßnahmen auf dem Gebiet im Laufe des Abends nur so heraus mit den Worten: „Eins fällt mir noch ein.“ Und: „Das hatte ich noch vergessen: Gebäudethermografie.“ Aber eine Extra-Betonung der Tätigkeiten mit Signalwirkung braucht es seiner Ansicht nach nicht.

Schon gar nicht brauche es eine Änderung der Geschäftsordnung. Weder wird es vorläufig in Grünwald einen eigenen Umweltausschuss geben, noch wird der Verwaltungsausschuss um diese Bezeichnung erweitert. Der Antrag der Grünen ist mehrheitlich abgelehnt worden, auch wenn Sympathien dafür vorhanden waren und der Inhalt vielleicht noch einmal zur Sprache kommt.

Corinna Gast (Grüne) ist schockiert vom Versagen der Regierungen und Unternehmen beim Klimaschutz. Sie schlug einen Bogen. Die Zerstörung intakter Ökosysteme und der Klimawandel spielen nach ihrer Ansicht eine entscheidende Rolle bei der Verbreitung von neuartigen Viruserkrankungen. Sie plädierte dafür, dass die Umwelt einen höheren Stellenwert erhalten solle. Daher kam von ihr der Vorstoß, einen Ausschuss zum Thema Umwelt einzuführen. Er könne auch gerne zweimal im Jahr stattfinden und würde den Verwaltungsausschuss entlasten. Ihre Fraktionskollegin Bettina Schreyer will das Klima in Grünwald verbessern und forderte den Gemeinderat auf, darauf zu achten, dass gerade bei Neubauprojekten ökologisch geplant wird.

Ein guter Antrag, der separate Umweltausschuss, fand Alexander Steininger (CSU). Aber man müsse das vor einem Beschluss noch etwas in den Fraktionen vertiefen. Uschi Kneidl (CSU) wollte die Kollegin Gast nicht kritisieren, wies aber darauf hin, dass Grünwald in puncto Umwelt vielfach Vorreiter sei. Fraktionsübergreifend ziehe man an einem Strang.

Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) war der Erste, wie er selbst erwähnte, der ein Klimaschutzprogramm auf den Weg brachte. 1998 mit den Energiesparförderprogramm. Hinzu kam später die Geothermie. Man habe auch den größten CO2-Verursacher, den Hausbrand, verringert. Die Blühwiesen sind ihm ein Anliegen, mittlerweile auch sichtbar. Gemeinsam habe die CSU mit den Grünen um den Erhalt Wörnbrunns gekämpft und später ökologisch aufgewertet. LED, Elektrifizierung der Autos – Neusiedl ist in allen Themen drin.

Wie die Gemeinde in 50 Jahren aussehen soll, welche Zukunftsvisionen da sind, das hätte Oliver Schmidt (PBG) gerne mit Fachleuten diskutiert: „Braucht man keine Brücken mehr, weil man mit Flugtaxis über die Isar fliegen kann?“ Da sei der Gemeinderat allein hinlänglich überfordert, aufgrund der technischen Entwicklungen in urbaner Umgebung. Auch die Verantwortung gegenüber der Natur und des gesamten Universums spiele mit hinein. Das in einen Umweltausschuss alles hineinzupacken, dafür ist nach den Worten Schmidts das Format zu klein.

Neusiedl rundete die Ausführungen mit den Worten ab: „Am Grünwalder Wesen wird nicht die Welt genesen. Wir müssen im Kleinen anfangen.“ Sein Wunsch für Grünwald: Dass die Gemeinde weiterhin in einer gesunden Natur, umgeben von Wäldern, floriert. Vorerst ohne eigenen Umweltausschuss.

 

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