Ein schwieriges Pflaster

Ein schwieriges Pflaster

Münchner Merkur – Süd vom 11.11.2022, Seite 33

Grünwald – Die Ortsmitte-Planung in Grünwald hat eine lange Geschichte. Zuletzt hatte ein beauftragtes Büro aus Rosenheim Pläne ausgearbeitet und dann aufgrund nicht genannter Komplikationen die Zusammenarbeit aufgekündigt. Die bezahlten Pläne sind den Grünwalder Gemeinderäten zugegangen und sie waren im Grunde davon recht angetan. In der jüngsten Sitzung standen sie vor dem Rätsel und der Frage, wie man in der komplizierten Angelegenheit vorankommen kann. Auch wenn es eine schwere Geburt war und sich zwischendrin Ratlosigkeit breitmachte, die Debatte brachte einen gewissen Fortschritt in der Sache. Susanne Kruse (Grüne): „Wir sollten uns die Zeit nehmen, die es braucht, damit es gut wird.“

Der Umgriff

In der Sitzung diskutierten die Gemeinderäte über die Pläne des Landschaftsplaners Finsterwalder und das weitere Vorgehen zur Ortsmitte-Gestaltung. Aber was ist darunter zu verstehen? Am Ende legten die Mandatsträger mit 16:9 Stimmen den Marktplatz vor dem Alten Wirt und dem Elektrogeschäft sowie die Rathausstraße als Umgriff fest. Sie wollen darüber hinaus auch den Luitpoldweg als Fortsetzung zumindest gedanklich miteinbeziehen, auch wenn hier eine Rundum-Erneuerung schon stattgefunden habe. Sie möge nun gefallen oder nicht. Gegenstimmen wie die von Gerhard Sedlmair, der den Umgriff bereits am Zebrastreifen am Luitpoldweg enden lassen wollte, setzten sich nicht durch.

Die Bürgerbeteiligung

Neben Angeboten und ersten Planungsüberlegungen von fünf Planern ist eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. Die Ideen der Bürger sollen am Schluss mit eingearbeitet werden. Ingrid Reinhart-Maier (Grüne) schlug vor, Büros zur Bewerbung und Moderation zu engagieren. „Es ist ja auch ihre Ortsmitte, und man sieht, wie interessiert die Bürger daran sind.“ Die Möglichkeit einer konstruktiven Zusammenarbeit freut Susanne Kruse: „Kaum fragt man elfmal im Gemeinderat nach, wie der Sachstand beim Thema Ortsmitte ist, kommt auf einmal Bewegung in die Sache.“ Allerdings, das kristallisierte sich im Laufe der Sitzung heraus, wird es trotzdem schwierig. Denn in der Vergangenheit fielen einige Entscheidungen, die eine zwanglose Planung mit einem befriedigenden Ergebnis erschweren.

Die Hindernisse

Zum Beispiel, dass die Rathausstraße nicht als Fahrradstraße in Frage kommt. Dann die privaten Besitzverhältnisse in dem Gebiet, das mit Bestandsgebäuden zugepflastert ist. Oder das Bekenntnis, das möglichst alle Parkplätze erhalten bleiben, um die Geschäfte nicht zu schwächen. Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU): „Wir sind hier voll im Bestand. Es wäre etwas anderes, wenn wir eine freie Wiese zur Verfügung hätten.“

Der Spielraum

Bettina Schreyer (Grüne) war es zum Beispiel wichtig, dass wenigstens ein Radweg durch die Rathausstraße führt. Nur auf diese Weise werde für die Familien gerade mit Kindern eine gewisse Sicherheit gewährleistet. Sie konstatierte nüchtern: „Was die Gestaltung angeht, kann man einen Baum oder eine Pflanze mehr oder weniger hinstellen. Sehr viel mehr Möglichkeiten hat man in diesem Umfeld ja gar nicht.“ Daher hält sie die bereits fertigen Planungsentwürfe der Firma Finsterwalder für gut und sinnvoll. Ihre Fraktionskollegin Kruse plädierte dafür, dass die Gemeinde den Planern keine zu engen Vorgaben machen sollte, damit das Ergebnis am Ende nicht mager ausfällt. Sie fand Zustimmung unter der Bedingung, dass den Planern die einschlägigen Beschlüsse „als Stimmungsbild“ mitgeteilt werden, wie Robert Zettel (CSU) sich ausdrückte. Die Beschlüsse seien nicht aus Stein gemeißelt, man könne bei Bedarf auch neu abstimmen und Flexibilität walten lassen.

Der Ideenwettbewerb

Aus der Mitte des Gemeinderates kamen zum Schluss die fünf Vorschläge für Architektur und Planungsbüros, die man beauftragen könnte: das Studio Vulkan in München, Goergens & Miklautz, Dragomir sowie H2M Architekten. Außerdem soll beim Landschaftsarchitekten Finsterwalder noch einmal angeklopft werden mit der Bitte der Beteiligung. Ob sich dann alle melden, muss sich laut Bürgermeister Neusiedl noch herausstellen. Einen ordentlichen Anreiz bekommen sie jedenfalls, der eine Beteiligung interessant macht. Jedes einzelne Büro soll 25 000 Euro netto für seine fertige „Ideenstudie“ erhalten. Beim Gewinner wird diese Summe mit dem Honorar verrechnet.

Quellenangabe: Münchner Merkur – Süd vom 11.11.2022, Seite 33

 

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