Grünwald strebt Vorreiterrolle an: „Umdenken in unserer Baukultur“

Quelle: Münchner Merkur – Süd vom 14.02.2023, Seite 31

Von: Marc Schreib

Nachhaltiges Bauen soll Vorrang haben: Die Grünwalder Grünen wollen bei Ökobilanz den Turbo zünden.

Grünwald – In einer Turbogeschwindigkeit strebt die Gemeinde Grünwald nach einer unschlagbaren Ökobilanz. Diesen Eindruck bekommt man vielleicht zunächst nicht sofort bei einem Spaziergang durch den Ort, wo sich großkalibrige Fahrzeuge, Ferrari, Porsche und SUV am Marktplatz treffen, dafür aber umso mehr bei einem Blick in die Vorhaben der Gemeinde – mit Geothermie, Photovoltaik, Gebäudedämmung und weiteren Projekte, die entweder abgeschlossen sind oder anstehen. Die Grünen-Fraktion im Gemeinderat will jetzt noch eins draufsetzen und fordert beim Bau von neuen Gebäuden eine ökologische Bauweise mit Materialien, die sich ohne viel Schaden wieder in den Naturkreislauf einbringen lassen. Sie hat ihren Wunsch beim neuen Wohnhaus an der Nibelungenstraße durchsetzen können. Jetzt richtet sich ihr Blick auf das neue Gebäude für das Wasserwerk an der Bergheimstraße.

Der Gemeinderat hat vier Architekturbüros ausgesucht, die ein Angebot für die Planung des beschlossenen Neubaus abgeben sollen (wir berichteten). Die Fraktion der Grünen beantragt jetzt, dass „bei dieser Vergabe die ökologische und nachhaltige Bauweise als wichtiges Kriterium mit vorgesehen wird, und den beteiligten Architekturbüros auch jetzt schon so genannt wird“. Ingrid Reinhart-Maier und ihre Kollegen wollen, dass „ein Umdenken in unserer Baukultur stattfindet“. Schließlich habe die öffentliche Hand eine immense ökologische, soziale und baukulturelle Verantwortung den nächsten Generationen gegenüber.

„Es ist Fantasie und Wille zu Neuem gefragt“

Bei Neubauten möge die Gemeinde auf den geringsten CO2-Fußabdruck achten, heißt es weiter in dem Antrag. Grünwald sei finanziell fantastisch aufgestellt und könne sich eine ökologische Vorreiterrolle leisten. „Es ist Fantasie und Wille zu Neuem gefragt“, formuliert es Ingrid Reinhart-Maier. Sie begründet ihre Forderung mit schädlichen Baustoffen und nicht recycelbarem Bauschutt oder Sondermüll, die Umwelt und Gesundheit belasteten. „Nur weil es in der Erstellung eines Gebäudes momentan billiger scheint.“

Entscheidend für den Klimaschutz sind laut Reinhart-Maier nicht die Betriebsenergie allein, sondern Emissionen, die bei Herstellung, Betrieb und Rückbau entstehen – die sogenannte graue Energie. Sie plädiert dafür, modulare Gebäude so zu planen, damit Umbau oder Umnutzung einfach möglich sind.

Die in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorgebrachten Bedenken, dass ein sehr teures ökologisches Gebäude für das Wasserwerk sich preissteigernd auf den Wasserpreis auswirken könnte, will sie nicht gelten lassen. Der Wasserpreis werde von anderen Kostenstellen bestimmt wie etwa Kanalbau oder Sanierung. Die Miete für die Räume im neuen Wasserwerk spiele da eine untergeordnete Rolle.

 

 

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