Quelle: Münchner Merkur 26.05.2023, Autor: Marc Schreib
Beim ADFC-Test zum Thema Fahrradfreundlichkeit schneidet Grünwald nicht gut ab.
Grünwald – Dem ungeschulten Auge mag es gar nicht auffallen. Aber Grünwald scheint für Fahrradfahrer ein ganz besonders ungemütliches Pflaster zu sein. Das jedenfalls ergibt der aktuelle Test des ADFC für die Isartalgemeinde. Für Grünen-Gemeinderätin Ingrid Reinhart-Maier ist dieser Befund sehr gut nachvollziehbar. Sie nutzt die Wege, Straßen und Kreuzungen täglich und beklagt einen Stillstand. Für die Fahrradfreundlichkeit wird aus ihrer Sicht zu wenig getan.
Marktplatz als Beispiel
Beispiel Marktplatz: Er hätte, wie sie meint, schon vor vielen Jahren umgestaltet werden müssen. Sie spricht konkret von der Rechtsabbiegespur für Autofahrer von der Emil-Geis-Straße in Richtung Tölzer Straße. In diesem Bereich herrscht eine hohe Frequenz an Radlern, E-Bikern und Fußgängern. Die Extraspur sollte abgeschafft werden, damit die Radfahrer sicherer über die Kreuzung kommen. Das hatte der Verwaltungsausschuss bereits vor sechs Jahren, im Jahr 2017, beschlossen. Aber bislang ist diesbezüglich nichts geschehen. Zur Begründung wurden die zähen Verhandlungen zwischen den zuständigen Straßenbauämtern und der Gemeinde angeführt, wie Reinhart-Maier genervt erklärt.
Ungünstige Einbahnstraßenregelung
Die nächste Schwachstelle entdeckt die Grünwalder Gemeinderätin auf dem Weg zum Einkaufen im Edeka am Rathausplatz. Hier verstößt sie regelmäßig, wie sie bekennt, gegen die Straßenverkehrsordnung. Sie fährt regulär von der Nibelungen- über die Oberhachinger Straße zum Marktplatz und von dort hinein in die Rathausstraße, die als Einbahnstraße gekennzeichnet ist. Zurück darf sie eigentlich auf derselben Strecke nicht fahren, müsste stattdessen über die Dr.-Max- und die Emil-Geis-Straße nach Hause kommen. Sie plädiert dafür, die Einbahnstraßen-Regelung aufzuheben, was auch in den zuständigen gemeindlichen Gremien bereits mehrmals ausführlich thematisiert wurde. Allerdings biss die Grünen-Fraktion hier auf Granit, eine Mehrheit sprach sich dagegen aus.
Schwachstellen auch an der Südlichen und Nördlichen Münchner Straße
Auch sehr unkomfortabel: die Fortbewegung über die Südliche und Nördliche Münchner Straße. Hier habe man den Radweg auf dem Gehsteig markiert. Daneben parken die Autos. Mit einer geöffneten Autotüre hat Ingrid Reinhart-Maiers Ehemann bereits schmerzhafte Erfahrungen machen müssen. Sie wünscht sich eine andere Lösung unter Einbezug der Straße, auch wenn es sich um eine Staatsstraße handelt, wofür die Gemeinde eigentlich nicht zuständig ist.
Aber es gibt auch Lichtblicke. Zum Beispiel hat die Gemeinde am Hochuferweg Schilder aufgestellt, die zur Rücksicht aufeinander auffordern. Zuvor waren sich in der Coronazeit Mountainbiker und Spaziergänger des Öfteren in die Haare geraten. Weiteres schönes Beispiel sind die rund 100 neuen Radständer am Ende des Luitpoldweges am Derbolfinger Platz. „Die sind wirklich toll geworden.“
Aktueller Fahrradtest
des ADFC für Grünwald: Note 4,4. Platz 433 bundesweit. Fast Schlusslicht im Landkreis ist die Gemeinde Grünwald. Dort sehen 87 Prozent der Radfahrer bei der Breite der Radwege (Note 5,3) noch viel Luft nach oben. 85 Prozent fürchten das Fahren im Mischverkehr mit Kfz (Note 4,9), ebenfalls 85 Prozent vermissen eine Fahrradförderung (Note 5,2). 83 Prozent kritisieren die Führung an Baustellen (Note 5,1). Und 78 Prozent sehen keine wirksame Kontrolle von Falschparkern (Note 5,2). Das Angebot an Leihrädern (Note 2,4) loben 74 Prozent. 54 Prozent sind zufrieden mit der Erreichbarkeit des Stadtzentrums (Note 3,4) und 50 Prozent mit den Radabstellanlagen (Note 3,5).
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