Hauptsache, die Parkplätze bleiben erhalten

Quelle: SZ vom 27.07.2023, Autor: Simon Haslauer

Die Gemeinde Grünwald macht es sich mit der Umgestaltung ihrer Ortsmitte nicht leicht. Mehr als ein Jahrzehnt nach dem ersten Anlauf dazu liegen nun erstmals mehrere Konzepte von Planungsbüros vor – und die Vertreter der CSU haben klargestellt, dass ihnen alle zu weit gehen. Vor allem eine Reduzierung der Parkplätze wollen die Christsozialen verhindern, die im Gemeinderat die absolute Mehrheit stellen.

Im Oktober 2019 war in der Bürgerversammlung angeregt worden, dass der Bereich um den Marktplatz verschönert werden soll. Im selben Jahr wurde der Beschluss gefasst, dass Vorschläge dazu erarbeitet werden sollen. Durch die Pandemie wurde die Prozedur dann verzögert; vergangenes Jahr beendete das Rosenheimer Planungsbüro Finsterwalder nach mehr als einem Jahr die Zusammenarbeit mit der Begründung, dass die Anforderungen der Gemeinde zu weit von den Vorstellungen des Büros entfernt lägen.

Die Grünen kritisierten damals, dass das Rathaus den Gemeinderat übergangen und das Planungsbüro vergrault habe. Schon 2012 hatte es einen ersten Antrag zu einer Neugestaltung der Ortsmitte gegeben. Auch damals hatte die zuständige Planerin vier Jahre später das Handtuch geworfen. Im Oktober 2022 wurde dann beschlossen, dass fünf Planungsbüros beauftragt werden sollen, Machbarkeitsstudien für die geplante Umgestaltung zu erstellen.

Am Dienstag war es dann so weit: Die Planungsbüros sollten die Entwürfe, die die Gemeinderatsmitglieder schon vorab erhalten hatten, persönlich vorstellen. Laut Hauptamtsleiter Tobias Dietz war auf Initiative des Gemeinderates auch das Landschaftsarchitekturbüro Finsterwalder eingeladen, einen Entwurf einzureichen. Eine Rückmeldung aus Rosenheim habe er jedoch nicht erhalten, sagt Dietz.

Die Lage: zu wenig Grünflächen, zu viel Flächenversiegelung

Die vier Konzepte, die vorgestellt wurden, thematisierten alle ähnliche Probleme in der Grünwalder Ortsmitte: Zu wenig Begrünung, großflächige Versiegelung, mangelnde Aufenthaltsqualität. An Kreativität, diese Probleme anzugehen, mangelt es nicht. Von einer Verwandlung des Marktplatzes in eine grüne Insel war da die Rede, mit Brunnen und Bachlauf, der die Insel durchziehen sollte, auch von Rasenfugenpflaster für Parkplätze, die die Versiegelung mindern sollen. Der Maibaum könnte vor das Rathaus verlegt werden, ein vollautomatischer Flurparker gegebenenfalls verlorene Parkplätze wettmachen.

Als Alexander Steininger (CSU) die Diskussion eröffnete, wurde schnell klar, dass er von den meisten Vorschlägen nicht sonderlich angetan war: “Bitte ja nicht so eine große, übergestülpte Umgestaltung.” Veränderungen wie eine Verschiebung des Maibaums oder gar des Römerdenkmals sei für seine Fraktion nicht denkbar. “Da führt mit uns kein Weg hin.” Und: Gestalterische Änderungen müssten für ihn auch ohne eine reduzierte Zahl an Parkplätzen möglich sein. Bei allen vier Konzepten war eine Reduktion der Stellplätze vorgesehen.

“Ich denke, wir sollten uns überlegen, was allen Entwürfen gemeinsam ist”, sagte Susanne Kruse (Grüne). Für sie seien das vor allem eine beidseitige Nutzung der Rathausstraße für Fahrräder und der Rückbau der Straße vor dem Alten Wirt zu einem Fuß- und Radweg. Große Änderungen wie eine Umstellung des Römerdenkmals hätten auch für sie keine Priorität. Ihrer Parteikollegin Ingrid Reinhart ist vor allem die im Oktober beschlossene Bürgerbeteiligung wichtig. “Wenn Bürger und Bürgerinnen mitgenommen werden, vermissen sie manche Parkplätze nicht”, sagte sie.

Oliver Schmidt (Parteifreie Bürger) und Joachim Zeppenfeld (SPD) stimmten zu, dass die Einbeziehung der Bürger nötig sei. “Aus dem ganzen Potpourri der verschiedenen Stimmen”, so Schmidt, könne dann ein tragfähiges Konzept gezimmert werden. Aber er sieht auch die Verantwortung beim Gemeinderat: “Wir müssen eine Richtung einschlagen.”

Mit weniger Parkplätzen, so die CSU, würden Geschäfte in den Ruin getrieben

Weitere Kritik kam von den Gemeinderäten der CSU-Fraktion. Robert Zettel äußerte die Angst, Geschäfte am Marktplatz würden durch fehlende Parkplätze in den Ruin getrieben. Für “völlig überdreht” hielt Zweiter Bürgermeister Stephan Weidenbach die vier Konzepte. Den Marktplatz an sich brauche man gar nicht zu verändern. Er sei als Aufenthaltsort nicht geeignet, dies auch gar nicht gewollt. “Was sie sagen, ist früher gewesen”, entgegnete Ingrid Reinhart. Für sie sei das Wichtigste, “dass sich die Leute treffen können und sich als Grünwalder fühlen”. Auch komme das florierende Geschäftsleben am Marktplatz von der hohen Kaufkraft der Grünwalder, nicht von den anliegenden Parkplätzen.

Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) gab sich versöhnlich: “Wir werden einen Kompromiss finden.” Ein Favorit wurde am Dienstag nicht benannt. Für Neusiedl ist das kein Weltuntergang: “Das war ja erst der Auftakt zu einem Ideenwettbewerb.”

 

 

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