Antrag auf exakte Schadstoffmessungen in Grünwald

Laut einer Studie im Auftrag des Landratsamts München über die
Schadstoffbelastung der Luft mit Stickstoffdioxiden im Landkreis München hat sich
herausgestellt, dass der besorgniserregende Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm
pro Kubikmeter Stickoxid, ab dem Fahrverbote ausgesprochen werden, in Grünwald
in der Oberhachingerstraße leider erreicht wird.
Mittels 57 Beurteilungspunkten im Landkreis wurde die Schadstoffbelastung an den
verkehrsreichen Straßen rechnerisch ermittelt, das heißt es wurden keine
zuverlässigen Messungen durchgeführt. Um ein belastbares Ergebnis über die
tatsächliche Luftverschmutzung im Ort zu bekommen, stellen wir den Antrag auf
geeignete Messstellen an den vielbefahrenen Straßen im Ort. Dazu gehören die
Oberhachinger Straße, die Südliche und Nördliche Münchner Straße, die Tölzer
Straße, die Emil-Geis-Straße und die Marktplatzkreuzung.
Alle bisherigen Messungen der Schadstoffe an der Oberhachingerstraße und dem
Marktplatz, die auch im Auftrag der Gemeinde durchgeführt wurden, sind rein
mathematische Berechnungen, die nicht sehr aussagekräftig sind.
Um geeignete Maßnahmen für eine bessere Luft in unserem Ort einzuleiten und um
unsere Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren und falls notwendig
schützen zu können, sind exakte Messungen dringend notwendig. Die jetzt
errechnete Belastung durch Stickdioxide an der Oberhachinger Straße ist
besorgniserregend, gerade weil auch unser Gymnasium und andere soziale
Einrichtungen davon direkt betroffen sind.

 

 

Pressemitteilung: Münchner Merkur – Süd vom 20.02.2019, Seite 35

Wie stark stinkt es wirklich?

Grünwald – Die Grünen-Fraktion im Grünwalder Gemeinderat, Ingrid Reinhart und Susanne Kruse, will sich mit der Meldung nicht einfach abspeisen lassen, die Oberhachinger Straße gehöre zu den schmutzigsten Straßen des Landkreises München (wir berichteten). Sie will der Sache auf den Grund gehen und stellte einen Antrag auf eine detaillierte Analyse. Die Gemeinde will nun nach Auskunft des Hauptamtes die Berechnungen auf Plausibilität prüfen lassen.

Laut einer Studie im Auftrag des Landratsamts über die Schadstoffbelastung der Luft mit Stickstoffdioxiden im Landkreis München hat sich offenbar herausgestellt, dass der Jahresgrenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Stickoxid, ab dem Fahrverbote ausgesprochen werden können, in Grünwald an der Oberhachinger Straße erreicht wird. Mittels 57 Beurteilungspunkten im Landkreis war die Schadstoffbelastung an den verkehrsreichen Straßen rechnerisch ermittelt worden. Das heißt, so formulieren es Reinhart und Kruse in einer Pressemitteilung: „Es wurden keine zuverlässigen Messungen durchgeführt.“

Ingrid Reinhart wohnt in der Nibelungenstraße, nicht weit entfernt von der Oberhachinger Straße, die zu den anscheinend abgasreichsten Stellen im Landkreis zählt. Ihr fällt auf, dass sehr viel Verkehr und Stau am Vormittag und in den Abendstunden herrscht. Sprich Berufsverkehr. Der Grund für die Belastung liege nicht darin, dass sie als Zubringer zur Autobahn fungiert. Dann müsste sie halbwegs gleichmäßig stark befahren sein. Aber: „Ab 10 Uhr kann ich tagsüber auf der Straße spazieren gehen.“

Ihre Schlussfolgerung: Man müsse den Berufsverkehr in den Griff bekommen, was sich schwierig gestaltet. „Denn die Leute mögen das Bequemere und Einfachere.“ Zum Beispiel: In Grünwald werden mehrere Schulbusse für die Kinder bezahlt und sind zu den einschlägigen Zeiten unterwegs. Jeder Schüler komme folglich mit einem Schulbus oder mit dem Linientaxi, das ebenfalls kostenlos ist, zum Gymnasium an der Oberhachinger Straße. Ingrid Reinhart: „Einige sind mit dem Rad unterwegs, das stimmt.“ Aber es gebe auch viel zu viele Mütter, die mit ihren riesigen SUVs ein paar Meter zurücklegen, um die Kinder abzuliefern und wieder abzuholen. In diesem Zusammenhang hält Ingrid Reinhart die Aktion an einer Waldorfschule in München für richtig: Schüler hatten die Parkplätze besetzt, ausgestattet mit Schildern. Darauf stand: „Mütter, fahrt eure Kinder nicht in die Schule.“ Diese Idee hält die Gemeinderätin in Grünwald für nachahmenswert. Außerdem ist sie dafür, das Radfahren in Grünwald stärker zu fördern durch ein großzügigeres Wegenetz.

Um ein belastbares Ergebnis über die tatsächliche Luftverschmutzung im Ort zu bekommen, stellen die Grünen den Antrag auf geeignete Messstellen an den viel befahrenen Straßen im Ort. Dazu gehören die Oberhachinger Straße, die Südliche und Nördliche Münchner Straße, die Tölzer Straße, die Emil-Geis-Straße und die Marktplatzkreuzung. Es müssten Flüssigbecher aufgehängt werden, die ein Jahr an der Stelle dort bleiben und solide Werte ermitteln.

Alle bisherigen Messungen der Schadstoffe an der Oberhachinger Straße und dem Marktplatz, die auch im Auftrag der Gemeinde durchgeführt wurden, sind rein mathematischer Natur – die Aussagekraft ist umstritten. Die jetzt errechnete Belastung durch Stickdioxide an der Oberhachinger Straße ist nach Ansicht Reinharts jedenfalls besorgniserregend, „gerade weil auch unser Gymnasium und andere soziale Einrichtungen davon direkt betroffen sind“.

Vor etwa vier Jahren hatten die Grünen im Gemeinderat bereits einen Antrag gestellt, die Luft zu messen. Damals hatte man den TÜV beauftragt, der zu einem anderen Ergebnis kam. Der höchste gemessene Wert an der Oberhachinger Straße lag bei 31 Mikrogramm pro Kubikmeter. Auch die übrigen Durchgangsstraßen waren mit einbezogen. Die Auskunft des TÜV Süd lautete: Auch zukünftig sei mit einer Überschreitung der geforderten Grenzwerte in Grünwald nicht zu rechnen. Aufgrund der relativ geringen Gebäudehöhe, der guten Durchlässigkeit der Bebauung und der breiten Straßen im Gemeindegebiet würden die Grenzwerte trotz einer Zunahme des Verkehrsaufkommens eingehalten. Man rechnete auf lange Sicht sogar mit einer Verbesserung: „Die Emissionsfaktoren werden sich durch bessere Fahrzeugtechnik künftig verringern.“ Ingrid Reinhart kann sich kaum vorstellen, dass der Verkehr in diesem Zeitraum so negativ entwickelt hat: „Wie kann eine Studie in so kurzer Zeit zu einem völlig anderen Ergebnis gelangen?“

Das Wunschprojekt der Grünwalderin wird im nächsten Gemeinderat zur Sprache kommen. Professor Oliver Fischer von der Technischen Universität München stellt einen Entwurf für eine Fahrradbrücke über das Isartal von Grünwald nach Pullach vor. Reinhart erhofft sich davon, dass der Berufsverkehr zwischen den Gemeinden dadurch abnehmen könnte. Auch Schüler hätten einen bequemen Weg in auf einer schlanken Brücke von Ort zu Ort. Und: „Zur S-Bahn käme man super mit dem Rad. Kurzum. Das wäre eine wirkliche Entlastung!“

Quellenangabe: Münchner Merkur – Süd vom 20.02.2019, Seite 35

 

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