Mit vereinten Kräften zur Rettung des Sep-Ruf-Hauses

Quelle: Münchner Merkur – Süd vom 03.03.2023, Seite 29

Autorin: Andrea Kästle

Das historische Sep-Ruf-Haus in Grünwald soll gerettet werden. Und zwar mit vereinten Kräften. Bei einem Vor-Ort-Termin kamen jetzt Vertreter von Denkmalschutz, Politik und Kreisheimatpflege zusammen.

Grünwald – Seit Mitte Februar bangen die Gemeinde Grünwald und viele Bürger um eins der zehn Häuser, die der bekannte Architekt Sep Ruf in der zweiten Hälfte der 30er-Jahre errichtet hat. Bei einem Termin vor Ort in der Hugo-Junkers-Straße kamen jetzt Vertreter des Landesamts für Denkmalpflege, Kreisheimatpfleger Rolf Katzendobler, die Landtagsabgeordnete Sabine Weigand und Irene Meissner von der Sep-Ruf-Gesellschaft zu dem Schluss, dass weiter mit vereinten Kräften „für die Siedlung gekämpft“ werden muss – und dass die Chancen auf Erfolg so schlecht nicht stehen. Organisiert hatten die Zusammenkunft die Grünen.

Landesamt für Denkmalpflege: „Aus unserer Sicht ist Denkmaleigenschaft eindeutig gegeben“

Dabei ist die Krux an der Sache, dass eigentlich die ganze Häuserzeile im Südteil der Hugo-Junkers-Straße seit 1993 schon unter Denkmalschutz stand, bis die Eigentümer von Hausnummer 1, die jetzt auch neu bauen wollen, dagegen klagten. 1998 war das, sie bekamen Recht, allerdings machte sich das Verwaltungsgericht damals nicht die Mühe, ein eigenes Gutachten in Auftrag zu geben. Burkhard Körner vom Landesamt für Denkmalpflege sagte am Mittwoch beim Ortstermin: „Aus unserer Sicht ist die Denkmaleigenschaft eindeutig gegeben.“ Man werde noch einmal „nach Aktenlage“ die Denkmalwerte begründen, außerdem versuchen, über den Landesdenkmalrat die ganze Zeile unter Ensembleschutz stellen zu lassen, was möglich sei, wenn dazu nicht nur Einzelbaudenkmäler gehörten.

Eine vergleichbare Siedlung gibt es im Landkreis nicht

Noch einmal erklärte den rund 30 Anwesenden, darunter auch viele Nachbarn, Irene Meissner, die über Sep Ruf promoviert und vor sechs Jahren die Sep-Ruf-Gesellschaft mitgegründet hat, wie wichtig und einzigartig die Grünwalder Siedlung ist. Vergleichbares finde sich weder im Landkreis noch in München – und auch nicht im Werk von Sep Ruf. Ein Prototyp für die netten Häuschen mit dem quadratischen Grundriss stehe in Harlaching in der Gabriel-Max-Straße und sei ebenfalls denkmalgeschützt. Die Mustersiedlung, die Ruf in Ramersdorf gebaut hat, sei nicht vergleichbar, da „von den Nazis beauftragt“.

Einzigartige Bauweise

Hier, in Grünwald, habe sich der Architekt hingegen von den damaligen Vorgaben nicht einschränken lassen. „Die Dächer haben keinen Überstand“, aus dem rechteckigen Grundriss heraus habe Ruf ein „Dreieck ausgebildet“, das das weit heruntergezogene Dach bildet. Schon im ersten Stock gibt es in den Häusern Dachschrägen, die durch Einbauten allerdings ausgeglichen wurden. „Die Siedlung hier ist nicht hoch genug einzuschätzen“, sagte Meissner. Ein Haus zu entfernen, würde bedeuten, „eine Perle aus einer Perlenkette zu nehmen“.

Bauausschuss entscheidet am 13. März über Antrag der Eigentümer

Seit den 90er Jahren sei, sagte Meissner, das Ansehen von Sep Ruf, der 1982 gestorben ist, noch einmal sehr gestiegen. „Damals war er noch mehr ein Geheimtipp“, spätestens seit der großen Ausstellung, die ihm zum 100. Geburtstag in der Pinakothek der Moderne 2008 gewidmet worden ist, weiß man, wie modern und wegweisend seine Gebäude sind. Am 13. März wird der Bauausschuss über den im Februar vertagten Antrag der Eigentümer auf Vorbescheid entscheiden. Auch das Landratsamt wurde eingeschaltet, um zu verhindern, dass das Anwesen einfach weggeschoben werden kann.

 

 

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